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13.06.2023

Deutlich weniger Bodenbeläge aus deutscher Produktion

2022 war kein gutes Jahr für die deutschen Bodenbelagshersteller. Laut aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamtes ging die Produktion insgesamt deutlich zurück. Über alle Produktgruppen hinweg liegt das Minus bei 16,2 % auf jetzt gut 308 Mio. m2. Gegen den Trend entwickelten sich einzig textile Beläge (+3,1 %). Zwischen 9 und 12 % verloren haben elastische Beläge, Parkett und keramische Bodenfliesen. Einen regelrechten Einbruch gab es für die Laminatindustrie mit -27,4 %. Der dramatische Rückgang in der mengenmäßig größten Warengruppe führte auch zu einer Verschiebung bei den Produktionsanteilen: Elastische Beläge (32,6 %) rücken langsam aber sicher an die Laminatböden (41,1 %) heran und haben den Abstand gegenüber 2021 fast halbiert.

Trotz des Rückgangs in der Menge, hat sich der Wert von Bodenbelägen aus deutscher Produktion 2022 leicht auf rund 2,5 Mrd. EUR (+3,1 %) erhöht. Auch wenn die Statistiker zu den Gründen für die Preissteigerungen keine Angaben machen: Die Industrie hatte im Jahresverlauf mit einer Kostenexplosion bei Energie und Vorprodukten sowie gestörten Lieferketten zu kämpfen – und sah sich dazu gezwungen, die Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben. Was den Anteil am Produktionswert angeht, haben die in der Regel zumeist höherpreisigen elastischen Beläge (33,1 %) die Laminatböden (30,4 %) inzwischen überholt.

Textile Beläge: Nadelvlies rettet die Bilanz

Obwohl 2022 erneut weniger gewebte und getuftete Teppichböden deutsche Produktionsstätten verlassen haben als im Vorjahr, sorgt ein Plus von 8 % beim Nadelvlies dafür, dass textile Beläge insgesamt sogar gegen den Trend zulegen konnten. Damit wird gleichzeitig der Rückgang vergangener Jahre gestoppt und der Anteil an der Gesamtproduktion steigt wieder auf jetzt 16,9 %.

Der Produktionswert textiler Beläge entwickelte sich in den einzelnen Warengruppen in etwa entsprechend zur Produktionsmenge. Höhere Preise konnten demnach nicht erzielt werden. Angesichts der gestiegenen Produktionskosten ist das keine gute Nachricht.

Elastische Beläge: Weniger produziert, teurer verkauft

Der Aufwärtstrend bei den Produktionszahlen elastischer Bodenbeläge hat sich 2022 nicht fortgesetzt. Den Rückgang bei den mengenmäßig dominierenden PVC-Belägen konnten die übrigen Produktgattungen mit ihren Zuwächsen nicht ausgleichen, sodass unter dem Strich ein Minus von knapp 9 % steht.

Gelungen ist die Kompensation aber beim Produktionswert, der sich insgesamt um 5,1 % erhöht hat. Die Wertsteigerung bei Gummibelägen und solchen aus anderen Kunststoffen fallen erheblich höher aus als deren Mengensteigerungen. Gleichzeitig büßen die rückläufigen PVC-Beläge beim Wert weniger ein als bei der Menge: Sie wurden demnach teurer.

Laminat: Ein Viertel der Menge verloren

Als dramatisch muss man die Situation bei den Laminatböden bezeichnen. Mit -27,4 % hat die nach wie vor größte Produktgattung gut ein Viertel ihrer Produktionsmenge eingebüßt. Die Zahl übersteigt noch die Angaben des europäischen Herstellerverbandes EPLF bezüglich der Entwicklung der Absatzmengen seiner Mitglieder weltweit (-24 %) und in Deutschland (-21 %).

Trost mögen die Produzenten aus der Tatsache ziehen, dass sie ihre Verkaufspreise erhöhen konnten: Der Produktionswert ist gegenüber 2021 nur um 6,0 % gesunken.

Parkett: Höhere Preise nur für Mehrschichtparkett

Für alle drei Parkett-Warengruppen meldet das Statistische Bundesamt rückläufige Produktionsmengen. Prozentual am stärksten fällt der Rückgang bei Mosaikparkett (-40,1 %) aus – verglichen mit 2019 wird inzwischen weniger als ein Zehntel produziert. Am meisten ins Gewicht fallen aber die Einbußen der mit Abstand größten Produktgruppe: -10,9 % beim Mehrschichtparkett führen zu -11,0 % in der Gesamtrechnung.

Umgekehrt gelingt es dem Mehrschichtparkett mit seiner Steigerung von 9,5 % für den Produktionswert die negative Tendenz von Stab- und Mosaikparkett mehr als auszugleichen. Insgesamt beläuft sich die Wertzunahme der deutschen Parkettproduktion auf 9,0 %.

Keramische Bodenfliesen: Mengen gehen zurück

Auch wenn es 2021 noch einmal eine leichte Aufwärtsbewegung gegeben hatte: Seit 2019 gehen die Produktionsmengen für keramische Bodenbeläge zurück – zuletzt um 11,5 %, was prozentual betrachtet nach den Laminatböden die größten Einbußen bedeutet.

Zumindest ist es der Industrie gelungen, höhere Preise am Markt durchzusetzen. Auch in dieser Statistik kommen keramische Bodenbeläge mit +7,6 % auf Rang 2. Nur beim Parkett war der prozentuale Wertzuwachs größer

Was Interessierte zu den Zahlen wissen müssen:

Wer sich für die Produktionszahlen (nicht den Absatz) von Bodenbelägen in Deutschland interessiert, kommt an den Informationen des Statistischen Bundesamtes nicht vorbei – denn weder die Verbände noch die Hersteller selbst machen konkrete Angaben zu den Mengen und deren Wert. Dennoch sind die Veröffentlichungen der Statistiker mit Vorsicht zu genießen, lassen sich die Zahlen nicht ohne Weiteres mit der Entwicklung der Bodenbranche gleichsetzen. Denn das Statistische Bundesamt hat seine eigene Systematik: Es fasst teilweise Erzeugnisse für ganz unterschiedliche Einsatzzwecke auch jenseits der Raumausstattung zusammen, ohne die Mengenverhältnisse aufzuschlüsseln, verwendet uneinheitliche Maßangaben oder darf für einzelne Produktgruppen keine Zahlen veröffentlichen, weil aufgrund der geringen Zahl der Hersteller Rückschlüsse auf deren Geschäftsverlauf gezogen werden könnten. Hier einige Beispiele:

• Bei textilen Belägen sind die Produktionsmengen für die Automobilindustrie enthalten.
• Bei keramischen und PVC-Belägen sind auch die Produktionsmengen für Wand- und Deckenverkleidungen enthalten.
• Die Werte für Gummibeläge werden nach Gewicht und nicht nach Quadratmetern angegeben – und enthalten die Zahlen für Fußmatten.
• Für Linoleum werden keine Zahlen veröffentlicht, da es zu wenige Hersteller gibt – insgesamt nur drei weltweit.

Unsere Redaktion bemüht sich, diese Defizite in unserer Darstellung auszugleichen. Bei Gummibelägen rechnen wir mit 12,5 kg/m2. Von der Gesamtproduktion keramischer Fliesen entfallen unserer Rechnung nach 60 % auf Bodenbeläge. Für die Produktionsmenge „Teppichböden andere“ fehlt uns ein solcher Umrechnungsfaktor und wir machen daher keine Angaben.

Ungeachtet dieser Einschränkungen, geben die Zahlen des Statistischen Bundesamtes die Entwicklung in der Produktion wider. FussbodenTechnik wird sie daher auch in Zukunft mit den entsprechenden Bemerkungen veröffentlichen.

Von Thomas Pfnorr

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 Deutlich weniger Bodenbeläge aus deutscher Produktion
Foto/Grafik: Forbo Flooring
Nadelvlies ist einer der wenigen Gewinner in der deutschen Bodenbelagsproduktion 2022. Das Foto zeigt Nadelvlies der Marke Forte von Forbo Flooring.
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Foto/Grafik: Altro
Der Aufwärtstrend bei den Produktionszahlen elastischer Bodenbeläge hat sich 2022 nicht fortgesetzt. Das Bild stammt aus der Produktion von Altro.
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Foto/Grafik: Parador
Mit -27,4 % hat Laminat mehr als ein Viertel seiner Produktionsmenge eingebüßt. Auf dem Fotos ist Trendtime 6 (Gradient Iconics) von Parador zu sehen.
 Deutlich weniger Bodenbeläge aus deutscher Produktion
Foto/Grafik: Meisterwerke
Beim Mehrschichtparkett betrug der Produktionsrückgang in Deutschland -10,9 %.
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