05.04.2022
Eingeschworenes Team für die Aus- und Weiterbildung
Firmeninfos
Das Handwerk braucht guten Fachkräfte-Nachwuchs. Ein Gremium, das sich dieser Aufgabe intensiv widmet, ist die Fachgruppe Aus- und Weiterbildung des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik. Seit 2014 engagiert sich Tobias Michalak als ehrenamtlicher Fachgruppenleiter. In FussbodenTechnik stellt der Parkettlegermeister aus dem Ruhrgebiet diese Institution und ihre Aufgaben genauer vor.
Die Fachgruppe Aus- und Weiterbildung des
Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) ist noch eine recht junge Einrichtung – aber eine mit einer extrem wichtigen Aufgabe. Nach dem Ausscheiden des früheren Bundeslehrlingswarts Heinz Brehm im Jahr 2014 überlegten sich die Verantwortlichen des BVPF, in welcher Form sich der Verband zukünftig der Aus- und Weiterbildung von Parkett- und Bodenlegern widmen sollte. Sie entschieden, eine eigene Fachgruppe für dieses Thema ins Leben zu rufen – finanziert vom Verband und Sponsoren. Der Bundesfachgruppenleiter und seine Mitstreiter sind ehrenamtlich tätig, um die Ausbildung in den Gewerken Parkett- und Bodenleger voranzutreiben und den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Seit 2014 steht der heute 45-jährige Parkettlegermeister Tobias Michalak an der Spitze der Bundesfachgruppe Aus- und Weiterbildung. Ihr gehören die Lehrlingswarte der 20 Innungen, die Fachlehrer der sieben für die Parkett- und Bodenleger-Azubis zuständigen Berufsschulen sowie die Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse an. Michalaks Stellvertreter ist der Berliner Parkettlegermeister Robert Mutschall.
Wichtige Aufgaben jetzt auf mehrere Personen verteilt
„Das Aufgabengebiet ist im Grunde das gleiche geblieben wie früher, aber jetzt werden die Aufgaben auf mehrere Köpfe verteilt. Damals hat Heinz Brehm diese Verantwortung komplett alleine übernommen“, erklärt Tobias Michalak. Die wohl aufsehenerregendste Aufgabe der Fachgruppe ist es, die jährlichen
Bundesleistungswettbewerbe der Parkett- und Bodenleger zu organisieren und durchzuführen. Seit 2015 findet der beliebte Wettkampf der besten jungen Parkettleger-Gesellen und Bodenleger-Facharbeiter Deutschlands öffentlich an den Berufsschulen statt. Dieses Jahr ist die Gewerblichen Schule Ehingen am 11. November Veranstaltungsort des Events.
„Bei der Ausrichtung des Bundesleistungswettbewerbs haben wir 14 Monate Vorlauf. Die Hotels müssen gebucht, die Industrie als Sponsor mit ins Boot geholt werden. Wir organisieren die Arbeitsmaterialen und laden potenzielle Teilnehmer ein, nehmen Kontakt zu den lokalen Pressevertretern vor Ort auf. Das mediale Interesse an dem Event wächst von Jahr zu Jahr – das ist einfach genial“, konkretisiert Michalak die Aufgabe. Künftig sollen vor allem mehr Schüler der allgemeinbildenden Schulen aus der Nähe des Austragungsortes eingeladen werden, um beim
Bundesleistungswettbewerb zuzuschauen – damit sich diese später einmal ebenfalls für eine berufliche Karriere im Bodenhandwerk entscheiden.
Austausch zwischen Innungen, Lehrern und Prüfungsausschüssen
„Unsere Fachgruppe ist zudem ein wichtiges Gremium für den Austausch zwischen den Innungen, den Berufsschulen und den Prüfungsausschüssen. Deutschlandweit sollen in der Ausbildung die gleichen Standards und Inhalte vermittelt werden“, sagt Tobias Michalak. Jährlich findet eine zweitägige Tagung der Lehrlingswarte und Berufsschullehrer statt – wegen der Corona-Pandemie kam es dabei allerdings 2021 und dieses Jahr zu Absagen und Verschiebungen.
Ideen zur Verbesserung der Ausbildung im Bodenhandwerk sammeln und sie in die entsprechenden Arbeitskreise einbringen, sei sehr wichtig: „Überbetriebliche Maschinenkurse beispielsweise müssen einheitlich durchgeführt werden. Vor allem die Arbeitssicherheit muss dabei einen ganz hohen Stellenwert einnehmen“, sagt Fachgruppenleiter Michalak. Eines sei bei allen Anpassungen an die modernen Gegebenheiten aber klar: „Wir rücken nicht ein Stück ab beim hohen Qualitätsniveau. Wir passen die Prüfungen nicht dem Niveau der Schüler an.“
Beruf des Bodenlegers soll künftig aufgewertet werden
Als ein weiteres wichtiges Zukunftsthema der Fachgruppe bezeichnet Michalak die Frage: „Wie kann man den Beruf des Bodenlegers aufwerten? Parkettlegen ist ein Handwerk, Bodenlegen nur ein Gewerbe. Wie können wir die Bodenleger-Ausbildung umstrukturieren?“ Experten der Uni Köln und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks wurden bei diesem Projekt mit ins Boot geholt. Zudem gelte es, in Norddeutschland eine eigene Meisterschule für Parkettleger einzurichten, damit die Meisterschüler aus dieser Region nicht mehr nach Köln oder Berlin zur Weiterbildung reisen müssen. Bereits 2020 wurde hierbei die Großstadt Hamburg als möglicher Standort ins Spiel gebracht – die Pläne dafür ruhen momentan, was auch der Pandemie geschuldet ist.
Des Weiteren hält die Bundesfachgruppe engen Kontakt zur Projektleitung der Ausbildungsinitiative „Das ist Bodenhandwerk“, die sich ebenfalls für die Nachwuchsgewinnung stark macht. Auch die Europameisterschaft der Berufe, die Euroskills, haben die Mitglieder der Fachgruppe auf dem Schirm: Vergangenes Jahr trat bei der internationalen Großveranstaltung die junge Parkettlegermeisterin Regina Fraunhofer für Deutschland an – die Bayerin hatte 2019 beim Bundesleistungswettbewerb den 1. Platz belegt.
Und was zeichnet die Angehörigen der Bundesfachgruppe Aus- und Weiterbildung aus? „Der Zusammenhalt und der enge soziale Austausch sind unglaublich. Der Vorteil ist, dass wir ein relativ kleines Handwerk sind, im Vergleich etwa mit den Malern und Elektrikern. Bei uns besteht daher eine sehr ausgeprägte Nähe – wir sind ein eingeschworenes Team“, berichtet Tobias Michalak. Für den Einzelnen sei es daher einfacher, sein Handwerk aktiv mitzugestalten und eigene Ideen einzubringen: „Bei einem Großhandwerk ist das schwieriger.“
Fachgruppenleiter steckt rund 400 Stunden ins Ehrenamt
Tobias Michalak investiert rund 140 Abende jährlich in sein Ehrenamt als Bundesfachgruppenleiter und als Lehrlingswart der Innung Arnsberg – also circa 400 Stunden. Die Aufgabe als Bundesfachgruppenleiter Aus- und Weiterbildung möchte das Original aus dem Ruhrgebiet auch künftig fortsetzen und bei den anstehenden Wahlen für dieses wichtige Ehrenamt erneut kandidieren. „Du entwickelst dich unheimlich weiter, du verbesserst dich rhetorisch. Allerdings muss man auch immer abwägen, dass man es auf Bundesebene nicht jedem recht machen kann“, sagt der 45-Jährige aus Herne abschließend.
Ausbildungszahlen gehen deutlich zurück:
Die Anzahl der Lehrlinge in den Berufen Parkett- und Bodenleger war im zweiten Jahr der Corona-Pandemie deutlich rückläufig – dies berichtete die Fachgruppe Aus- und Weiterbildung im Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF). Stand Februar 2022 befanden sich 657 angehende Parkettleger (April 2021: 713) sowie 486 angehende Bodenleger (April 2021: 538) in der Ausbildung – jeweils erstes bis drittes Lehrjahr insgesamt. „Die Parkettleger müssen demnach einen Rückgang von knapp 8 % der Auszubildenden aller drei Lehrjahre verzeichnen, die Bodenleger erschreckender Weise sogar fast 10 %“, sagt Bundesfachgruppenleiter Tobias Michalak. Wahrscheinlich liege dies unter anderem an fehlenden Schulpraktika bzw. Ausbildungsmessen aufgrund des Infektionsgeschehens: „Schlussfolgernd konnten sich Schüler und Schulabgänger schlecht bis gar nicht beruflich umsehen und informieren.“
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